Induktive Höranlage
Induktive Höranlagen mit einer Induktionsspule finden sich in vielen öffentlichen Gebäuden.
Hörgeräte und Cochlea-Implantate sind für schwerhörige Menschen eine große Hilfe im alltäglichen Leben. Sie sind mit bestmöglichen Funktionen ausgestattet, wodurch sie sowohl ein besseres Hörerlebnis in schwierigen Hörsituationen als auch ein aktives Teilnehmen am Leben ermöglichen. Dennoch können Hörgeräte-Träger in öffentlichen Gebäuden Hörschwierigkeiten haben, denn die Nebengeräusche sind hier oftmals zu laut. In diesem Fall kommt die induktive Höranlage ins Spiel. Sie garantiert eine nebengeräusch- und hallarme Schallübertragung zu den Hörgeräten.
Wie funktionieren induktive Höranlagen?
Induktive Höranlagen werden auch als Induktionsanlagen, Induktionsschleifenanlagen oder Ringschleifenanlagen bezeichnet. Hierbei wird die Sprache unmittelbar auf die Hörgeräte bzw. Cochlea-Implantate übertragen. Die Anlage besteht aus einem Ringschleifenkabel und einem Ringleitungsverstärker. Der Verstärker sendet die Audiosignale (z. B. Radio, TV, Telefon, Mikrofon) in die Ringschleife (Kabel, das innerhalb des Bereichs, um den es ausgelegt ist, ein magnetisches Feld erzeugt). Alle Hörgeräte-Träger innerhalb der Ringschleife können dann die Tonsignale empfangen. Einzige Voraussetzung: Ihre Hörgeräte bzw. Cochlea-Implantate müssen mit einer T-Spule ausgestattet sein.
Induktive Höranlagen: Wo wird die T-Spule verwendet und wie funktioniert sie?
In Zeiten drahtloser Kommunikation von Hörgeräten und Bluetooth-Funktionalität wurde die T-Spule zeitweise etwas vernachlässigt. Die Komponenten für drahtlose Übertragung und eine T-Spule kamen sich mit ihren magnetischen Feldern oft in die Quere. Gleichzeitig wurden die Hörgeräte größer, obwohl Kunden eher kleine, diskrete Produkte bevorzugen. Einige Hersteller integrierten daraufhin diese Funktionalität in Fernbedienungen (hier Beispiel Widex Dex). Dank des technischen Fortschritts ist es nun besser möglich, die Spule für drahtlose Kommunikation und die T-Spule zu verbinden. Dadurch ist die Induktionstechnologie wieder häufiger in Produkten vorhanden. So bieten beispielsweise Siemens Hörgeräte der neuen binax Serie diese Funktionalität in allen Geräten, die auch eine drahtlose Übertragung haben. Die T-Spule kann mittels Kippschalter oder mit der Programmwahltaste in Hörgeräten aktiviert werden. Falls die Kommunikation über die T-Spule bei Ihren Hörgeräten nicht funktioniert, fragen Sie Ihren Hörgeräteakustiker. Dieser kann sofort prüfen, ob Ihre Hörgeräte über eine T-Spule verfügen und ob diese aktiviert ist.
Die Vorteile von induktiven Höranlagen nochmal im Überblick
Durch den Einsatz von induktiven Höranlagen verbessert sich das Signal-Rausch-Verhältnis, da Nebengeräusche reduziert werden. Viele öffentliche Gebäude (insbesondere Kirchen) haben eine schlechte Raumakustik (Stichwort: Hall, Echo), die Verständnisschwierigkeiten verursacht. Da das in induktive Höranlagen eingespeiste Signal mit einem Mikrofon direkt an der Schallquelle aufgenommen wird, werden so störenden Effekte gedämpft.
Weitere Informationen
Qualifizierte Hörakustiker in Ihrer Nähe
Qualifizierte Hörakustiker in Ihrer Nähe
Wenn Sie häufig öffentliche Gebäude wie Opern, Theater, Kinos oder Kirchen besuchen, achten Sie bereits beim Kauf Ihrer Hörgeräte darauf, dass diese eine T-Spule (auch Induktionsspule genannt) enthalten. Wenn Sie bereits Hörgeräte besitzen, aber nicht wissen, ob diese über eine T-Spule verfügen, lassen Sie sich von Ihrem Hörgeräteakustiker helfen und beraten. Eine Übersicht, wo sich in Ihrer Nähe induktive Höranlagen befinden, finden Sie beispielsweise auf der Seite des Deutschen Schwerhörigenbundes. Meist finden Sie im Eingangsbereich der Gebäude auch das „T-Symbol mit Ohr“, welches Sie auch als Bild in diesem Artikel sehen.
In Skandinavischen Ländern oder in Großbritannien ist die Versorgung von öffentlichen Gebäuden deutlich stärker ausgeprägt als in Deutschland. So ist in Schweden z. B. ein Zulassungskriterium für staatliche Ausschreibungen für die Hörgeräteversorgung oft eine T-Spule im Produkt. Allerdings wird durch die DIN 18040-1 Norm zum barrierefreien Bauen in öffentlichen Gebäuden die Integration von Anlagen zur Hörunterstützung zum Standard. Die können allerdings auch Funkanlagen oder Infrarotanlagen sein. Da induktive Anlagen allerdings sehr einfach zu nutzen sind, dürften sich diese durchsetzen.
Für den Heimgebrauch bietet sich die Bluetooth-Funktionalität an, die in Hörgeräten oft über die Fernbedienung integriert ist. Ob Fernseher, Handy oder Telefon hier ist eine direkte Verbindung über Bluetooth ebenfalls eine deutliche Verbesserung für Hörkomfort und Sprachverständlichkeit. Das Prinzip ist jedoch für öffentliche Räume oder große Veranstaltungssäle aktuell technisch nicht sinnvoll umsetzbar.
Bilder: Deutscher Schwerhörigen Bund e.V - Signets für Übertragung in öffentlichen Gebäuden; Widex