Unter die Lupe genommen: Akustik-Bewegungs-Sensorik bei Hörgeräten

Unter die Lupe genommen: Akustik-Bewegungs-Sensorik bei Hörgeräten

Hörgeräte mit Sensoren – Die neue Alltagserleichterung?

Sascha Haag von Signia und Rainer Schäfer von Starkey erklären die Funktionsweise von Sensoren.

Spätestens seit dem EUHA 2019 ist deutlich geworden, dass die Entwicklung von Hörgeräten technisch noch lange nicht ausgereizt ist. Mit Einzug der Sensorik in die Hörgerätewelt erschließen sich neue Anwendungsfelder und durchaus auch Vorteile für Hörgeräte-Nutzer. Derzeit existieren zwei Systeme, die sich in ihrer Anwendung unterscheiden.

So liegt der Schwerpunkt der Signia Xperience-Plattform mit seinem integrierten Bewegungssensor auf der sofortigen Verbesserung der audiologischen Leistungsfähigkeit im Hier und Jetzt. Mit Erfolg, wie dazu durchgeführte Studien* zeigen. Eine andere Anwendungsstrategie verfolgt Starkey und rückt mit Livio AI und integrierten Sensoren die tägliche Nutzung und den Gesundheitszustand in den Fokus für den Hörgeräteträger.

Der folgende Beitrag zeigt die markanten Unterscheidungsmerkmale der beiden Sensortechnologien, aus denen sich auch der ein oder andere mögliche Beratungsansatz erschließen lässt.

Signia Xperience - Steigerung der audiologischen Leistungsfähigkeit

Ob beim gemeinsamen Joggen, genüsslichem Beisammensein im Stammlokal mit Freunden oder Smalltalk mit der Fachverkäuferin im überfüllten Supermarkt: Jede dieser beispielhaften Situationen kann für Hörgeräteträger eine Herausforderung darstellen. Doch wie kann ein Bewegungssensor, wie ihn Signia Xperience verwendet, zur leichteren Bewältigung der vorherrschenden Klanglandschaften beitragen?

Signia Dynamic Soundscape Processing erfasst mehr Details der Hörumgebung als je zuvor
© Signia

Die Antwort verbirgt sich im eigens von Signia in Erlangen entwickelten Hochleistungs-Chip.
Mehr Power, schnellere Rechenleistung und eine dadurch erst mögliche präzisierte Signalverarbeitung die erstmalig das Bewegungsverhalten des Trägers berücksichtigt. Denn alle 0,5 Millisekunden führt dieser eine dreidimensionale Messung der akustischen Umgebung durch und ermittelt dabei, in welcher Position sich die Hörsysteme zur umgebenden Klanglandschaft bewegen.

Zusammen mit weiteren Analysefaktoren wie dem allgemeinen Geräuschpegel, Entfernungsschätzungen für Sprache, Lärm sowie Umgebungsgeräusche, den Signal-Rausch-Abstand (SNR), die Richtung von Sprache, die Erkennung der eigenen Stimme und die Modulation der akustischen Umgebung erfasst der Xperience-Chip relevante Situationsdaten. Diese aufeinander abgestimmten Informationen ermöglichen es der Signalverarbeitung und damit den Hörgeräteträger*innen von Signia Xperience-Hörsystemen, die vorherrschende Hörumgebung in ihrer Gesamtheit zu erfassen und dabei Sprache, egal aus welcher Richtung und Geräuschkulisse kommend, leichter verstehen zu können.

Fazit: Der integrierte Bewegungssensor präzisiert die Signalverarbeitung im 0,5 Millisekunden-Takt und steigert damit den audiologischen Output für das Sprachverstehen.

Starkey Livio AI – mehr Sicherheit und visualisiertes Wohlbefinden

Thrive Wellness Score: Für ein aktives Auseinandersetzen mit dem eigenen Wohlbefinden.

Einen anderen Ansatz verfolgt Starkey mit Livio AI unter Nutzung seines integrierten Bewegungssensors. In Kombination eines Smartphones (iOS, Android) und der kostenlosen Thrive Hearing App ermöglicht Starkey Livio AI seinen Träger*innen neben einem besseren Hören auch ein bewusstes Auseinandersetzen mit dem eigenen Wohlbefinden. Wie das?

Der in den Hörsystemen fest integrierte Beschleunigungssensor erfasst in Kombination mit den Hörgerätemikrofonen das tägliche Hörumgebungs-, Trage- und Bewegungsverhalten. Dieses wird über die Thrive Hearing App auf dem Smartphone für den Nutzer visualisiert. Tag für Tag kann dabei eine individuelle Punktzahl von beispielsweise 200 Punkten erreicht werden.

Durch die Visualisierung der je nach Tageszeit aktuell erreichten Punkte entsteht ein Überblick, in welcher Größenordnung sich alltägliche Dinge wie beispielsweise Gespräche, Zuhören oder Bewegungen befinden. Gleichzeitig soll damit der Ehrgeiz erweckt werden, die tägliche Punktzahl zu erreichen. Denn Bewegung und Hörumgebung beeinflussen bekanntermaßen die mentale Fitness. Hier liegt der wesentliche Ansatz bei Starkey.

Die permanente Analyse von Beschleunigungen mittels der integrierten Sensorik erlaubt es Starkey Livio AI Hörsystemen auch Stürze zu erkennen und damit das Sicherheitsgefühl zu steigern. Die daran angekoppelte Notruffunktion, löst automatisch eine Benachrichtigung an die dafür hinterlegten Kontaktpersonen aus, die im Fall der Fälle helfen können.

Last but not least erkennen die Beschleunigungssensoren, ob die Hörgeräte abgelegt wurden und damit nicht mehr genutzt werden. Sie schalten die Hörsysteme automatisch aus und beim Einsetzen einfach wieder an.

Fazit: Der integrierte Beschleunigungssensor erfasst und protokolliert das Trage- und Bewegungsverhalten. Dieser verknüpft mögliche Gesundheits- bzw. Wohlfühlaspekte mit Hörgeräten für mehr Sicherheit im Alltag.


* Dynamic Soundscape Processing: Research Supporting Patient Benefit

 {AUTOR-BIANCA}