Tinnitus setzt ein gemeinsames Handeln voraus.
Erstmalig veranstaltete die Bundesinnung der Hörgeräteakustiker (biha) einen Tinnitus-Tag. Geladen waren Mitglieder der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. (DTL) und interessierte Hörgeräteakustiker. Denn aufgrund der vielfältigen Ausprägungen gibt es für Tinnitus-Patienten nicht nur einen Ansprechpartner. Selbsthilfegruppen, spezialisierte Kliniken, HNO-Ärtze, Psychologen und Hörgeräteakustiker zählen zu den ersten Anlaufstellen für Betroffene. Aus diesem Grund haben die Vizepräsidentin der biha, Gabriele Gromke, und der Präsident der DTL, Volker Albert, auf dem 1. Tinnitus-Tag am 9. September in Frankfurt vereinbart, künftig enger zusammenarbeiten. Im Mittelpunkt wird dabei die optimale und kompetente Versorgung von Tinnitus-Patienten stehen.
Volker Albert (3. v. l.) erklärte, dass der Hörakustiker wichtiger Bestandteil in der Tinnitus-Versorgung ist: „Wir brauchen gut ausgebildete Hörakustiker, die die Sorgen und Probleme des Betroffenen verstehen und qualitativ hochwertig versorgen können“.
Bereits vor einem Jahr gab die biha eine Leitlinie an ihre Mitglieder heraus, die eine qualitative Versorgung sicherstellen soll. Gemeinsame Arbeitsgruppen und Veranstaltungen sollen nun darüber hinaus helfen, ein gemeinsames und besseres Verständnis für mögliche Therapien zu gewinnen und ein Netzwerk aufzubauen.
Hintergrund: Volkskrankheit Tinnitus
Dass Tinnitus eine sehr verbreitetes Phänomen ist, ist durchaus bekannt. Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2009 fand heraus, dass circa 10 bis 20% der deutschen Bevölkerung dauerhaft von Tinnitus betroffen sind. Nahezu 40% haben schon mindestens einmal im Leben ein Pfeifen im Ohr wahrgenommen. Ein Drittel der älteren Menschen leiden unter einem ständigen Geräusch. Häufig zeigen sich die Symptome eines chronischen Tinnitus ab dem 40. Lebensjahr. Gerade in den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl der Tinnitus-Patienten insbesondere in den Industrieländern stark gestiegen. Doch vorher kommt eigentlich das Geräusch im Ohr? Genauer gesagt die Geräusche. Denn die wahrgenommenen Geräusche sind durchaus vielseitig. Betroffene berichten häufig von einem Pfeifen. Diese kann individuell als hoch oder tief empfunden werden. Aber auch ein Rausch-, Zisch- oder Klopfgeräusche werden häufig genannt. Die Ursachen des Tinnitus sind so vielfältig wie seine Ausprägungen: Knall- oder Schalltraume, Ohrentzündungen, Hörsturz, Stress und Schwerhörigkeit sind nur einige der häufigsten Ursachen. Daher gibt es für Tinnitus-Patienten sehr vielseitige Therapieansätze, die von akustischen Stimulationen, Verhaltenstherapien bis hin zu medikamentöser Behandlung reichen. Da 80% aller Tinnitus-Patienten gleichzeitig auch schwerhörig sind, ist die Tinnitus-Retraining-Methode, eine Kombination aus Verstärkung der Umgebungsgeräusche und dem Beimischen eines breitbandigen Rauschens, ein gängiges Behandlungskonzept. Und hier kommen Hörgeräte ins Spiel. Denn all diese Funktionen lenken vom eigentlich wahrgenommenen Tinnitus-Geräusch ab. Grundlage für die richtige Diagnose und die passende Therapie ist daher ein funktionierendes Netzwerk aus HNO-Ärzten, Audiologen, Psychologen und Hörgeräteakustikern.
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Foto:
v. l. n. r.: Prof. Dr. Gerhard Goebel (Vizepräsident der DTL), Gabriele Gromke, Volker Albert, Dipl.-Ing. Siegrid Meier (Dozentin an der Akademie für Hörgeräteakustik) und Gabriele Lux-Wellenhof (Hörakustiker-Meisterin und „Tinnitus-Pionierin“). © Redaktion Schnecke