Schwerhörigkeit und ökonomischer Schaden steigen stark an.
Für schwerhörige Menschen stellt es eine große Herausforderung dar, ohne optimale Hörgeräte und professionelle Unterstützung durch Hörgeräteakustiker ein normales Leben zu führen. Wer nicht mehr mit anderen Menschen kommunizieren kann, zieht sich meistens zurück, wird unsicher und hat keinen Spaß mehr daran, in seiner Freizeit etwas zu unternehmen. Aus den sowieso schon negativen Folgen kann zudem eine ernsthafte Erkrankung werden: Demenz. Laut Studien des UK Think-Tank „ILC“ (International Longevity Center) für die „Commission on Hearing Loss“ erkranken Menschen mit unbehandelter Schwerhörigkeit häufiger an Demenz als Menschen mit gesundem Gehör. Wie die folgende Grafik zeigt, rechnet die „Commission on Hearing Loss“ mit einem Anstieg von über 6 Millionen (2014) auf über 10 Millionen (2037) Menschen:
Ein ähnlicher Anstieg könnte auch für Deutschland prophezeit werden.
Trotz der im internationalen Vergleich guten Versorgung mit Hörgeräten in UK sehen die Autoren noch weiteren Handlungsbedarf. Menschen könnten besser über das Thema „Hörminderung“ aufgeklärt werden, dementsprechend Vorsorge betreiben und frühzeitig zum Arzt gehen, sobald selbst Beeinträchtigungen des Gehörs beobachtet werden. Gleichzeitig sollte die Versorgung durch Hörgeräte und die entsprechende Aufklärung kontinuierlich verbessert werden.
Der Staat hätte auch einen monetären Vorteil, da neben den bereits genannten negativen Folgen einer Schwerhörigkeit (Kommunikationsprobleme, Isolation von Mitmenschen, Verlust der Lebensfreude) für die Gesellschaft ökonomische Schäden entstehen, die parallel zur Anzahl aller schwerhörigen Menschen wachsen. Die Studie beziffert den Schaden im Jahr 2013 schon auf 25. Mrd. Pfund. Schließlich sind Betroffene ohne professionelle Versorgung häufiger arbeitsunfähig und benötigen finanzielle Unterstützung vom Staat. Oftmals sind bereits Kinder von einer Hörminderung betroffen und müssen aufgrund fehlender Hörgeräte-Versorgung etc. spezielle Förderschulen besuchen, die ebenfalls Kosten verursachen.
Schwerhörigkeit: Wichtige Fragen für die weitere Zukunft
Die veröffentlichten Zahlen und die beschriebenen Folgen einer unbehandelten Hörminderung mögen erschreckend klingen. Dennoch gibt es positive Nachrichten: Wer sein Gehör bestmöglich schützt - Schutz vor Lärm, schnelle Behandlung von Ohrinfektionen, etc. – senkt das Risiko einer Schwerhörigkeit enorm. Sollte man beispielsweise altersbedingte Hörprobleme bemerken ist ein rechtzeitiger Arztbesuch zu empfehlen, um die Hörminderung so gering wie möglich zu halten. Sollte man tatsächlich ein Hörgerät benötigen, ist das keine Schande. Die heutigen Hörgeräte sind technisch auf einem sehr hohen Niveau und so winzig, dass sie anderen Menschen nicht auffallen. Die Hörgeräte Preise können allerdings stark variieren.
Da die vorsorgliche Aufklärung zum Thema „Schwerhörigkeit“ und die professionelle Versorgung schwerhöriger Menschen immer wichtiger werden, werden in Zukunft folgende Fragen weiterhin von Bedeutung sein:
- Wie stark beeinträchtig eine Hörminderung die Lebensqualität (sozialer Anschluss an die Gesellschaft, Arbeitsfähigkeit, gleiche Versorgung aller Menschen unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten) von Betroffenen?
- Wie könnte Schwerhörigkeit noch früher diagnostiziert und demnach schneller behandelt werden?
- Wie können Menschen für das Thema „Hörminderung“ so stark sensibilisiert werden, dass sie selbst Beeinträchtigungen des Gehörs frühzeitiger erkennen und entsprechend handeln?
- Wie kann Betroffenen die Scheu bzw. Angst vor dem Tragen eines Hörgeräts genommen werden?
- Wie können Hörgeräteakustiker in ihrer Arbeit weiter unterstützt und gefördert werden, um noch besseren Service bieten zu können?
Auch in Deutschland, einem Markt mit ebenfalls vergleichsweise guter Versorgung von Menschen mit Hörminderung, dürfte die zu Beginn vorgestellte Studie eine gewisse Relevanz haben und die Vorteile einer weiteren Verbesserung der Versorgung aus individueller aber auch volkswirtschaftlicher Sicht von großem Nutzen sein.