Implantate ersparen Kindern schulische Sondereinrichtungen.
Jüngste Forschungen zeigen, dass taube Kinder mithilfe von Hörgeräten ihre Hörfähigkeit wiedererlangen können. Insbesondere das doppelseitige Cochlea Implantat fördert eine altersgemäße, sprachliche Entwicklung und erspart Kindern dadurch den Besuch schulischer Sondereinrichtungen.
Über diesen und weitere technische Fortschritte der Hörgeräte-Technik sprechen Experten auf der 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO KHC) in Dortmund.
Funktionsweise des doppelseitigen Cochlea Implantats
Taube Kinder werden ohne Hörgeräte in ihrer Entwicklung maßgeblich eingeschränkt. Dies betrifft vor allem das Hören und Sprechen und damit auch das spätere Leben Deshalb versorgen Ärzte Kinder, die unter starker Hörminderung mit geringer Resthörigkeit oder Taubheit leiden, bereits seit vielen Jahren mit Cochlea Implantaten. Professor Dr. med. Dr. h. c. Roland Laszig, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg, erklärt die Funktionsweise des Cochlea Implantats folgendermaßen: „Ein Cochlea Implantat ist ein Hörsystem, das die Funktionsweise des Innenohrs übernimmt, indem es den Hörnerv direkt elektrisch stimuliert. Es besteht aus einer implantierten Komponente und dem, meist hinter dem Ohr getragenen, Sprachprozessor. Dieses Implantat ermöglicht auch den Kindern wieder zu hören, denen wir mit normalen Hörgeräten nicht helfen können. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die kleinen Patienten noch über normal funktionierende Hörnerven verfügen.“ Ist diese Voraussetzung gegeben, können Kinder ganz normal am akustischen Leben teilnehmen und sich unbeschwert entwickeln. Besonders wichtig ist, dass sie mithilfe des Cochlea Implantats normale Schulen besuchen und wie jeder andere Mensch ins Berufsleben einsteigen können.
Weitere Hörgeräte-Möglichkeiten für schwerhörige Kinder
Neben dem doppelseitigen Cochlea Implantat gibt es auch Knochenleitungs-Implantate und aktive Mittelohr-Implantate. Diese helfen insbesondere Kindern mit Ohrmissbildungen, bei welchen das Innenohr trotzdem intakt ist. Die Technologie der aktiven Mittelohr-Implantate ist mittlerweile sehr weit fortgeschritten, so dass diese Signale durch die intakte Haut übertragen. Beispielsweise liegen die Knochenleitungs-Hörgeräte direkt an der Gehörknöchelchenkette an und verbessern dadurch selbst bei verschlossenen äußeren Gehörgängen das Sprachverstehen. Dies bringt laut Roland Laszig einen entscheidenden Vorteil mit sich: „Damit entfallen aufwendige chirurgische Rekonstruktionen des äußeren Gehörgangs, die für die Kinder mit mehreren Krankenhausaufenthalten verbunden wären.“
Professionelle Anpassung des ersten Hörgeräts von Kindern
Wie die Forschung zeigt, sollten taube oder schwerhörige Kinder so früh wie möglich mit einem Hörgerät versorgt werden, damit sie sich problemlos entwickeln können und insbesondere in der Schule weder den fachlichen noch den sozialen Anschluss verlieren. Wenn Taubheit oder Schwerhörigkeit bei Kindern beobachtet wird, muss zunächst ein Hals-, Nasen- und Ohrenarzt (HNO) das Gehör untersuchen und beurteilen, welche Hörgeräte-Art zu empfehlen ist. Die Hörgeräte-Preise können stark variieren.
Für die Hörgeräteanpassung sind mehrere Termine beim Hörgeräteakustiker erforderlich. Hier abschließend die einzelnen Schritte zum ersten Hörgerät nach Reihenfolge sortiert:
- Hals-Nasen-Ohren-Arzt/ Hörgeräteakustiker aufsuchen, dort erfolgt dann ein Hörtest
- Hörgeräte auswählen und testen
- Kontrolle der ersten Versorgung durch den HNO-Arzt
Da das Thema sehr komplex ist, folgender Tipp: Gehen Sie nicht alleine mit Ihrem Kind zum Hörgeräteakustiker, sondern nehmen Sie sich – wenn möglich – eine erwachsene Begleitperson zu den ersten Treffen mit, bis Sie selbst mit dem Thema vertraut sind.