Wie laute Musik dem Gehör schadet
Musik auf Anschlag, ob über Kopfhörer, auf der WG-Party oder im Club. Je lauter, desto spaßiger – doch genau das könnte einer Milliarde junger Menschen Jahre später zum Verhängnis werden. Denn zahlreiche Studien belegen: Wer oft und lange laut Musik hört, ist stark gefährdet, einmal Hörprobleme zu entwickeln. Forscher der Medical University of South Carolina haben eine globale Schätzung darüber aufgestellt, wie viele dieser Menschen künftig von Schwerhörigkeit betroffen sein könnten.
Ab 85 Dezibel kann das Gehör Schaden nehmen
Studien über potenzielle Hörschäden durch zu laute Musik gibt es zahlreich. Bereits bei einer Lautstärke von 80 bis 85 dB kann das Gehör dauerhaften Schaden nehmen – behauptet der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Kopfhörer knacken leicht die 100 dB-Marke, genauso wie ein Besuch im Club. Und die Rock-Band Kiss erreichte bei einem Konzert im Jahr 2009 angeblich einmal einen Spitzenwert von 136 Dezibel. Auch wenn solche Pegel eine seltene Ausnahme sind – schädlich ist laute Musik über einen längeren Zeitraum allemal. Und das tückische dabei ist: Hörprobleme können erst Jahrzehnte später auftreten.
Viele junge Menschen hören zu laut Musik
Ein Forscherteam der Medical University of South Carolina versuchte herauszufinden, wie viele Menschen aufgrund derartiger unsicherer Hörpraktiken einmal von Schwerhörigkeit betroffen sein könnten. Dazu suchte es nach relevanten Studien weltweit, die zwischen den Jahren 2000 und 2021 durchgeführt wurden, 12- bis 34-Jährige betrafen und über objektiv gemessene Lautstärkepegel und Expositionsdauer berichteten.
Der endgültige Datenpool umfasst 22 Studien mit insgesamt 19.046 Teilnehmern. Von den teilgenommenen Menschen hörten 24 bis 48 Prozent zu laut Musik und besuchten laute Musikveranstaltungen über einen bestimmten Zeitraum. Diese Analyse ließ die Forscher ableiten: Ungefähr eine Milliarde junger Menschen sind gefährdet, aufgrund ihrer Musikhörgewohnheiten später einmal Hörprobleme zu entwickeln.
Hörschäden: Vorsorge ist besser als Nachsorge
Das Forscherteam ermahnt deshalb abschließend im Paper: „Es ist dringend notwendig, eine Politik zu priorisieren, die sich auf sicheres Zuhören konzentriert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt umfassende Materialien zur Verfügung, die bei der Entwicklung und Umsetzung von Richtlinien unterstützen können.“
Die WHO gibt klare Empfehlungen: Bei einem Pegel von 100 dB sollte nicht länger als eine Stunde Musik gehört werden. Das einzuhalten ist manchmal gar nicht so leicht: Straßenlärm liegt bei 70 bis 80 dB. Wer diesen mit Musik übertönen will, ist schnell oberhalb der Grenze des Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Noise-Cancelling-Kopfhörer stellen eine gehörschonende Lösung dar: Sie senken die Lautstärke der Umgebung ab, weshalb die Musik leiser gehört werden kann.
Aber was, wenn es zu spät ist? Die gute Nachricht ist, dass es auch dann zuverlässige Lösungen gibt, wenn das Gehör bereits beschädigt ist. Ein Hörakustiker in Ihrer Nähe wird gemeinsam mit Ihnen eine geeignete Hörlösung finden.
Zum Weiterlesen:
Studie: Viele Menschen unterschätzen die gesundheitlichen Folgen von Schwerhörigkeit
Zukunftsweisende Forschung: Medikament gegen Hörverlust
Orchester-Musiker außergewöhnlich oft von Hörproblemen betroffen
Quellen:
https://gh.bmj.com/content/7/11/e010501
https://www.udiscover-music.de/popkultur/die-lautesten-rockbands-der-welt
https://www.rbb-online.de/rbbpraxis/rbb_praxis_service/augen-ohren/hoeren-sehen-sprechen-riechen/laerm-gesundheit-schutz-blutdruck.html#:~:text=Ger%C3%A4usche%20im%20Bereich%20zwischen%2040,der%20Hals%2DNasen%2DOhren%C3%A4rzte.