Umfrage legt Erwartungen an Hörgeräte offen
Hörgeräte gleichen heute viel mehr einem Lifestyle- als einem Medizinprodukt, strotzen einerseits vor intelligenten Technologien und andererseits vor Komfortfeatures. Gleichzeitig können sie stilvoll designt oder komplett unsichtbar sein – Bei all diesen modernen Funktionen kann man gelegentlich schon einmal den Blick fürs Wesentliche verlieren. Das US-amerikanische Verbraucherportal HearingTracker.com startete deshalb eine Umfrage: Erfüllen heutige Hörgeräte überhaupt noch die Erwartungen der Nutzer?
Schwerhörige wollen Verstehen können
Jemand, der ein Hörgerät benötigt, erwartet von ihm vor allem eins: Er möchte Freunde und Familie in Stille und in Lärm verstehen können. Besonders das Verstehen in geräuschvollen Umgebungen wird für Schwerhörige schnell zu einer Herausforderung, die gelöst werden möchte. Das bestätigen die Teilnehmer einer von HearingTracker.com durchgeführten Umfrage mit 12.000 Schwerhörigen Menschen, die diese Priorität auf Platz 1 wählten.
Ebenfalls wichtig finden die meisten, dass die Hörgeräte zuverlässig sind, ein besseres Hören in ruhiger Umgebung garantieren und körperliches Wohlbefinden gewährleisten. Verbesserungen währenden Konversationen gleich in welchen Situationen sind demnach immer noch das Top-Bedürfnis der Verbraucher.
Es sind also auch heute noch vor allem die schon lang etablierten Funktionen wie Richtmikrophone oder digitale Rausch- und Rückkopplungsunterdrückung, die maßgeblich verantwortlich für die Zufriedenheit der Nutzer sind. Doch auf diese Funktionen wird – wenngleich sie ständig weiterentwickelt werden – im Marketing paradoxerweise kaum noch Rücksicht genommen. Sicher auch, weil dieses Grundbedürfnis einfach selbstverständlich ist.
Komfort-Funktionen sind für viele Nutzer scheinbar irrelevant
Neben den neuesten Innovationen im audiologischen Bereich stehen bei modernen Hörgeräten vor allem Drahtlos-Konnektivität via Bluetooth oder Li-Ionen-Akkus im Fokus der Öffentlichkeit – Themen, die laut HearingTracker.com-Umfrage etwa die Hälfte der Befragten jedoch überhaupt nicht interessiert. Dabei sind ebendiese Funktionen wichtig für eine höhere Akzeptanz von Hörgeräten in der Gesellschaft.
Unsere Hörgeräte-Studie HIM mit Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe fand beispielsweise heraus, dass gerade Fernsehen für viele Schwerhörige ein Problem darstellt. Fernsehton wieder richtig verstehen zu können, wählten knapp 50 % der befragten Patienten als nächste Priorität nach Gesprächen in Ruhe und in alltäglichem Störlärm.
Dabei ist genau dieses Problem mithilfe des mittlerweile mit nahezu jedem Hörgerät möglichen Bluetooth-Streamings und eines kompatiblen TV-Adapters lösbar. Laut EuroTrak Studie 2018 erfüllen TV-Adapter diesbezügliche Erwartungen bei 83 % der Nutzer.
Lifestyle-Features: Wichtig für die Akzeptanz
Zusammengefasst: Laut HearingTracker.com spielt Streaming keine besonders große Rolle bei der Erwartungshaltung der Teilnehmer, während sich laut unserer Hörgeräte-Studie HIM viele Befragte besseres Verstehen beim Fernsehen wünschen, was wiederum durch Bluetooth Streaming gewährleistet werden könnte.
Wie passt das zusammen? HearingTracker.com geht von einem Informationsleck zwischen Hörakustiker und Kunden aus und appelliert, im Beratungsgespräch den individuellen Anforderungen und der Erklärung möglicher Optionen mehr Zeit zu schenken.
Auch wenn Akku, Streaming und Co. bei der Zielgruppe vielleicht (noch) nicht so hoch priorisiert ist, sind diese Features essenziell für ein Akzeptanz-Wachstum von Hörgeräten. Es liegt vor allem an den Herstellern und Hörakustikern, kontinuierlich von den Patienten zu lernen und neben aller Innovationseuphorie auch den wesentlichen Aspekten mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden. Und ein Tipp für Sie als Kunden: Nehmen Sie sich Zeit, damit Sie den Hörakustik-Fachbetrieb finden, der sich Zeit für Sie nimmt. Ihre Zufriedenheit dankt es Ihnen.
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