Hören sehen: Brille transkribiert in Echtzeit

Xrai Glasses machen Gesprochenes sichtbar

In der Vergangenheit wurden viele, kreative Versuche unternommen, Hörgeräte alltagstauglicher zu machen. Einer davon war die Hörbrille: Ein in den Brillenbügel eingearbeitetes Hörgerät versprach maximale Diskretion. Durchgesetzt hat sich diese Lösung nicht wirklich. Und trotzdem ließ uns eine neue „Hörbrille“ nun aufhorchen – auch, weil sie mit der ursprünglichen Form rein gar nichts zu tun hat. Denn die Idee ist nicht, ein Hörgerät in der Brille zu verstecken, sondern Klang sichtbar zu machen.

Mithilfe der Xrai Glasses können schwerhörige Menschen wie Josh Feldman (r.) mitlesen, was Gesprächstpartner sagen, ohne Blickkontakt halten zu müssen.

Quelle: ntv

ntv berichtete von einem neuen Produkt des britischen Startups Ceo Xrai Glass: eine smarte Brille, die Sprache in Echtzeit transkribiert. Ein Mikrofon in der Brille erfasst die Gespräche und sendet sie über ein Kabel ans Smartphone, welches die Audiosignale verarbeitet und die Transkription zurück an die Brille sendet. Dort sind zwei Linsen eingearbeitet, die den Text abbilden. Schwerhörigen Menschen, die oft aufs Lippenlesen angewiesen sind, können ihre Gesprächspartner so auch ohne Blickkontakt verstehen.

Diese erste Generation soll im September in den Handel kommen und rund 470 € kosten, hat aber in einigen Bereichen noch Entwicklungspotenzial: Vor allem in lauten Umgebungen funktioniert die Brille nicht zuverlässig, ebenso, wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen. Das soll zukünftigen Generationen leichter fallen. Dan Scarfe, CEO von Xrai Glass, blickt noch weiter in die Zukunft: „Ich glaube, der wirkliche Durchbruch kommt mit den smarten Kontaktlinsen. Das wird die tatsächliche Revolution. Die ersten Prototypen gibt es bereits. Und innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahren könnten sie bereits massentauglich sein.“

Revolution: Smarte Kontaktlinse von Mojo Vision

An einer solchen Kontaktlinse arbeitet derzeit das Unternehmen Mojo Vision. Seit etwa zehn Jahren entwickelt es die Mojo Lense. 2020 wurde der erste Prototyp der Öffentlichkeit vorgestellt. Und vor kurzem starteten erste Nutzertests mit dem „feature complete“-Modell, das bereits alle vorhergesehen Funktionen beherrscht. Bis die Linse auf den Markt kommt, soll es noch etwa fünf Jahre dauern – bis dahin wird an der Optik gefeilt und an der Zulassung durch die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA gearbeitet.

Schon heute ist die Linse jedoch in der Lage, digitale Informationen im Sichtfeld anzuzeigen – da sie direkt auf die Retina projiziert, auch bei geschlossenen Augen. Dafür wurde ein Display entwickelt, das kleiner als ein Sandkorn ist – ein Weltrekord, genauso wie die Pixeldichte von 14K. Die kommenden fünf Jahre werden der Kosmetik des bisher rein funktionellen Produkts gewidmet. Außerdem bemühe man sich um eine Zulassung als medizinisches Produkt durch die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA – zunächst soll die Linse nämlich Menschen mit geringer Sehkraft unterstützen.

Ein weiterer Schritt wird anschließend sicher auch die Unterbringung eines Miniatur-Mikrofons sein, damit die Linse ähnlich hören kann wie die Xrai Brille. Bis dahin könnten noch einige Jahre vergehen, in welchen schwerhörige Menschen smarte Brillen zum Verstehen nutzen können, zumal bis 2024 eine AR-Brille von Apple erwartet wird. Und nach den gehörunterstützenden Funktionen, die das letzte iOS-Update mit sich brachte, liegt die Vermutung nahe, dass Apple auch hier Entsprechendes integriert.

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