Hörgeräte im Alltag: Reichen 9 Stunden am Tag aus?

Hörgeräte im Alltag: Reichen 9 Stunden am Tag aus?

Hörgeräte sollten in der Regel den ganzen Tag getragen werden, vom Aufstehen bis zum ins Bett gehen. Lediglich zum Duschen, Schwimmen oder Schlafen sollte man die Geräte herausnehmen. Bedenkt man, dass ein Erwachsener im Schnitt acht Stunden und eine Person, die älter als 80 ist, sogar im Schnitt nur sechs Stunden schläft1, ergibt sich eine Tragedauer von etwa 16 bis 18 Stunden. Wie die EuroTrak-Studie 2022 herausgefunden hat, werden Hörgeräte aber vom Großteil der Bevölkerung deutlich kürzer benutzt.


Im Schnitt werden Hörgeräte nur etwa 8,9 Stunden pro Tag getragen. Das ergab die EuroTrak Hörstudie 2022.

Im Schnitt werden Hörgeräte nur 8,9 Stunden pro Tag getragen

Im Rahmen der Studie wurden mehr als 700 Hörgeräteträger nach ihrer täglichen Tragedauer gefragt – das Ergebnis überrascht: 24 % der Befragten tragen Ihre Hörgeräte weniger als vier Stunden pro Tag. Hier kann davon ausgegangen werden, dass die Hörgeräte rein situativ getragen werden. Geht man nicht von den oben beschriebenen 16 bis 18 Stunden pro Tag aus, sondern setzt die Mindesttragedauer sogar etwas konservativer mit 13 Stunden pro Tag fest, tragen nur 27 % der Befragten ihre Hörgeräte ausreichend lange. Drei Viertel aller Hörgeräteträger nutzen ihre Hörgeräte aber zu selten. Der Durchschnitt aller Befragten ergab eine tägliche Tragedauer von 8,9 Stunden.

Über 65-Jährige schauen rund 6 Stunden am Tag fern

Dass Hörgeräte von vielen der Befragten nicht ausreichend lange getragen werden, unterstreicht folgendes: Über 65-Jährige schauen im Schnitt über sechs Stunden (Quelle dann einfügen) täglich fern1. Das bedeutet: Laut Erhebung tragen 36 % der Befragten ihr Hörgerät kürzer als sie im Schnitt täglich fernsehen.

Fernsehen ist laut EuroTrak-Studie die zweithäufigste Situation, in der Hörgeschädigte wieder besser hören wollen – direkt nach gutem Hören zuhause im Beisein der Familie. Es verwundert deshalb, dass Hörgeräte dennoch so kurz getragen werden.

Technische Verbesserungen tragen kaum zu mehr Tragezeit bei

Hörgerätehersteller stecken viel Arbeit in die Entwicklung von Technologien, um das Hörerlebnis stetig zu verbessern und so die Hörgeräte in den Alltag zu integrieren. Trotz vieler Optimierungen bezüglich Technologien und Bauformen, ist es in den letzten Jahren nicht gelungen, die durchschnittliche Tragedauer signifikant zu steigern.

Im Jahr 2015 betrug die durchschnittliche Nutzungsdauer von Hörgeräten 8,7 Stunden pro Tag, 2022 sind es 8,9 Stunden – trotz enormer technologischer Fortschritte wie Bluetooth, Akku-Technologie, Sprachfokusierung, Störgeräuschunterdrückung und Smartphone-Apps. Hinzu kommt, dass jedes bluetoothfähige Hörgerät mit einem TV-Streamer koppelbar ist. Zumindest nutzt mehr als jeder Dritte Zubehör wie TV Adapter, TV Streamer oder Bluetooth Transmitter, zum besseren Fernsehen.

Klangqualität und Tragekomfort sind den Hörgerätetragenden am wichtigsten

Es ist kein Geheimnis, dass die Zufriedenheit mit Hörgeräten einen großen Einfluss darauf hat, wie lange sie getragen werden. Im Rahmen der Studie wurden die Teilnehmer auch danach befragt, welche Faktoren sich auf die Zufriedenheit mit den aktuellen Hörgeräten auswirken.

Den größten Einfluss auf die Zufriedenheit hatte die Soundqualität, genauer die Klangfülle und Klarheit der Töne. Wichtig waren den Befragten außerdem Tragekomfort und ein natürlicher Klang. Diese Angaben decken sich mit den Bestrebungen der Hersteller, die Klangqualität stetig zu verbessern. Hörgeräte, die beispielsweise mit maßgefertigten Ohrpassstücken gefertigt wurden, werden im Schnitt länger getragen wegen ihres Komforts in Sachen Klang und Passform.

5 % der Befragten gaben an, dass sie Ihr Hörgerät gar nicht tragen. Die Studie liefert keine Informationen, warum diese Hörgeräte in der sprichwörtlichen Schublade landen. Anhand der durchschnittlichen Tragedauer lässt sich jedoch vermuten, dass knapp ein Viertel aller Befragten ihre Hörgeräte nur in bestimmten Situationen verwenden. Faktoren wie Corona und die Kontaktbeschränkungen können dazu beigetragen haben, dass Hörgeräte seltener getragen wurden.

Hörgeräte sollten den ganzen Tag getragen werden. In ersten Zeit nach der Versorgung kann sich nur so das Gehirn bestmöglich auf die Höreindrücke einstellen. Und wer Folgeschäden von Schwerhörigkeit vermeiden möchte, sollte die Hörgeräte auch anschließend so oft tragen wie es geht. Hersteller tun vieles, damit die Nutzer die Hörgeräte nahtlos in ihr Leben integrieren können - so wie es mittlerweile bei Smartphones der Fall ist. Man sollte Hörgeräte weniger als Bürde, eher als Bereicherung betrachten, die dem Leben Mehrwert schenkt. Wenn Sie bei sich einen Hörverlust vermuten, kontaktieren Sie gerne einen Hörakustiker in Ihrer Nähe. Er wird sie unverbindlich und fachkompetent über Hörlösungen beraten, die für Sie in Frage kommen. 


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1 https://www.kek-online.de/medienkonzentration/mediennutzung/fernsehnutzung