Mehr als ein Drittel aller Musizierenden in Orchestern ist von Schwerhörigkeit betroffen. In diesem Zusammenhang untersucht die Universität Oldenburg, wie Musikerinnen und Musiker mit dem Thema Gehörschutz umgehen. Bis Ende August konnten OrchestermusikerInnen dazu an einer Umfrage teilnehmen. Dr. Kai Siedenburg von der Universität Oldenburg führte zusammen mit seinem Team eine Online-Umfrage durch, an an der sich möglichst viele Musikerinnen und Musiker beteiligen sollten.
Das Ziel war es, herauszufinden, wie verbreitet Hörprobleme aktuell unter Orchestermusikern sind. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass die häufigsten Probleme Hörverständnis-Störungen und Tinnitus sind. Man hoffte auf die Teilnahme mehrerer tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wie viele es final wurden ist noch nicht bekannt.
Ziel war es, neben dem Sammeln von fundierten und aktuellen Daten, herauszufinden, wie der Umgang mit Hörgeräten und Gehörschutz akzeptiert wird und ob es eventuelle Nutzungshürden von Hörgeräten gibt. Zu einer möglichen Unterversorgung von betroffenen Musikern äußerte sich Siedenburg folgendermaßen: „Professionelle Musikerinnen und Musiker fühlen sich womöglich stigmatisiert, wenn sie ein Hörgerät tragen.“ So soll die Studie also auch Daten zur generellen Arbeits- und Lebenszufriedenheit der Musizierenden liefern.
Flöten ähnlich laut wie ein Presslufthammer
Seit Jahren hat die EU-Lärmschutzrichtlinien für Berufe auf den Wert von 85dB festgelegt. Heißt: Bei Berufen, in denen diese dB-Zahl an einem durchschnittlichen Arbeitstag überschritten wird, sollen Vorkehrungen zum Lärmschutz getroffen werden. Der „Musik- und Unterhaltungssektor“ wurde lange Zeit nicht berücksichtigt. Analysiert man Richard Wagners Oper „Der Ring der Nibelungen“, so wird die 85dB Grenze pausenlos überschritten.
Häufig treffen die Orchester bei der Zusammenstellung des Konzertprogrammes Vorkehrungen zur Schonung der Ohren, doch nicht immer schützt der Spezialgehörschutz perfekt. Bei Wagners Oper wurden die dB von verschiedenen Instrumenten gemessen, mit erstaunlichen Ergebnissen. Den Rekord in Sachen Lautstärke stellten die Flöten mit einem Höchstwert von 118 dB dar. Aber auch andere Instrumente, wie Trompeten und Tuben (110dB) oder Violinen (109dB) erzielen einen Lärmpegel weit über dem Wert der EU-Lärmschutzrichtlinien.
In Anbetracht der gemessenen Dezibel, ist es also alles andere als verwunderlich, dass so viele Orchester-Musiker von Hörproblemen betroffen sind. Es bleibt also abzuwarten, zu welchen Ergebnissen die aktuelle Studie kommt und welche neuen Rückschlüsse auf Orchester-Lärm und Hörprobleme gezogen werden können.
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