Das irische Medizinunternehmen Neuromod hat ein Gerät entwickelt, das Tinnitussymptome nachhaltig lindern soll: Lenire®. Mithilfe von bimodaler Neuromodulation werden die Fehlverknüpfungen im Hirn, die für die unangenehmen Geräuschwahrnehmungen verantwortlich sind, aufgelöst und der Tinnitus damit sozusagen überschrieben – so viel zur Theorie. Dass das auch in der Praxis funktioniert, konnte jetzt bei einer Studie im Deutschen Hörzentrum (DHZ) der Medizinischen Hochschule Hannover erneut bestätigt werden: Ganze 85 Prozent der Patienten berichteten nach einer Therapiedauer von sechs bis zwölf Wochen von einer Linderung der Symptome.
Tinnitus-Therapie via bimodaler Neuromodulation
Seit einigen Monaten findet die Lenire®-Therapie auch in ausgewählten Hörakustik-Fachbetrieben Anwendung. Die Betroffenen haben oft schon einen langen Leidensweg mit mehreren Therapieversuchen hinter sich. Umso besser also, dass Lenire® allem Anschein nach tatsächlich sehr gut wirkt. Durch die gleichzeitige Stimulierung der Zunge mittels elektrischer Impulse über einen Tonguetip und des Gehörs via Ton über Kopfhörer wird die Neuroplastizität im Gehirn angeregt. Das heißt: Neue Nervenverbindungen werden geknüpft, um die fehlerhaften, die für den Tinnitus verantwortlich sind, zu überschreiben. Nur eine halbe Stunde am Tag für einen Zeitraum von sechs bis 12 Wochen genügt, um die Beschwerden nachhaltig zu lindern.
Studie bestätigt Wirksamkeit erneut
Bereits die von Neuromod selbst durchgeführte TENT-A1-Studie mit 326 Teilnehmern, die essenziell für die Zulassung war, belegte die Wirksamkeit von Lenire®: Hier konnten 86,2 Prozent der Teilnehmer nach 12 Wochen eine Verbesserung der Symptome feststellen. Die davon unabhängige Real-World-Studie, die am Deutschen Hörzentrum (DHZ) der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt wurde, konnte dieses Ergebnis bestätigen. Die Lenire®-Behandlung in einer realen Praxisumgebung führte bei 85 Prozent der 20 Teilnehmer zu einer nachhaltigen Linderung. Interessant: Die Behandungsdauer war mit sechs bis zwölf Wochen niedriger als in der vorangegangenen TENT-A1-Studie. Trotzdem konnte eine Verbesserung des THI-Scores von 10,4 Punkten beobachtet werden.
THI – Tinnitus Handicap Inventory
Um die Schwere eines Tinnitusleidens feststellen zu können, wurde der Tinnitus Handicap Inventory (THI)-Score festgelegt. Auf einer Skala von 0 bis 100 geben die Betroffenen die Beeinträchtigung durch den Tinnitus im Alltag an. Eine Senkung des THI-Scores von 10,4 Punkten stellt für die meisten Betroffenen eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität dar, insbesondere da dieser Wert den klinisch aussagekräftigen Unterschied von 7 Punkten deutlich überschreitet.
Der Gründer und CEO von Neuromod Devices Dr. Ross O’Neill unterstreicht die Relevanz dieser neuen Studie und begrüßt die Analyse: Es ist sehr ermutigend zu sehen, dass die von Professor Lenarz‘ Team durchgeführte Studie für das Lenire®-Gerät ein ähnliches Maß an Wirksamkeit und Sicherheit ergab wie unsere eigene großangelegte klinische Studie TENT-A1, die vor etwas mehr als einem Jahr als Titelgeschichte im Science Translational Medicine veröffentlicht wurde. In der Studie aus Hannover wurde das Gerät kürzer eingesetzt als in unseren Studien, aber wir konnten in der TENT-A1-Studie ähnliche Verbesserungen nach sechswöchiger Anwendung feststellen. Dafüber hinaus wurden keine behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse mit Lenire® gemeldet, was die Sicherheit des Geräts in der realen Welt bestätigt. Wir sind bestrebt, einen Beitrag zu den Erkenntnissen über den Einsatz der bimodalen Neuromodulation bei der Behandlung von Tinnitus zu leisten. Es war ermutigend zu sehen, dass Lenire® in Studien, die von renommierten HNO-Fachärzten und -Forschern wie Professor Thomas Lenarz und seinem Team in Hannover durchgeführt wurden, gut abgeschnitten hat.“
Zum Weiterlesen:
Neue Lenire®-Therapie verbessert Tinnitus-Symptome
Teaserbild: www.lenire.com