Stiftung Warentest: Hearables im Test 03/2022

Stiftung Warentest: Hearables im Test 03/2022

Können Hearables Hörgeräte ersetzen?

In der Märzausgabe des Jahres 2022 hat sich die Stiftung Warentest mit dem Thema Hearables auseinandergesetzt und ist zu einem aus ihrer Sicht positiven Ergebnis gekommen – Hearables können eine Alternative zu Hörgeräten sein. Es wurden insgesamt drei Geräte von zwei verschiedenen Herstellern getestet, wobei zwei die Note „Gut“ erhielten und eines die Note „Ausreichend“.


Getestet und bewertet wurden die Verbesserung des Hörens (40 %), Ton der Kopfhörer (10 %), der Tragekomfort und die Handhabung (25 %), der Akku (15 %), Haltbarkeit (5 %) und die Schadstoffe (5 %). Preistechnisch haben sich die Geräte im Rahmen von 220 Euro bis 400 Euro bewegt.

Drei Modelle wurden dem Test unterzogen

Hearables sind eine Kombination aus Kopfhörer und Hörgerät. Sie verknüpfen die Funktionen der Hörverstärkung und (Stör-) Lärmunterdrückung, mit der kompakten, lifestylebezogenen Bauform von Hörgeräten. Sie haben Bluetooth und lassen sich zudem mithilfe einer App einstellen, so bedarf es keiner Anpassung seitens eines Hörakustikers mehr.

Die drei getesteten Modelle sind die beiden Modelle BeHear Now und BeHear Access des israelischen Herstellers Alango und die IQbuds Max der australischen Nuheara. Optisch ähneln die beiden Hearables von Alango Kopfhörern mit Kabel, welches in den Nacken gelegt wird und dort seine Bedienelemente beherbergt. Die IQbus Max sind klein, „true tireless“, werden ins Ohr gesetzt und verzichten auf ein Kabel zwischen den einzelnen Elementen, sind also viel diskreter.

Situatives Hören als wichtigstes Test-Kriterium

Von links nach rechts: Alango BeHear Now, Alango BeHear Access, Nuheara Max.

Tests und Reviews zum Thema Hearables gab es in der Vergangenheit bereits einige, aber noch keinen seitens der Stiftung Warentest (StiWa). Diese hat in ihrer jüngeren Vergangenheit lediglich Bluetooth-Kopfhörer getestet, dabei stand unter anderem die Funktion der Geräuschreduzierung im Vordergrund.

Im aktuellen Test hat die StiWa bei Ihrer Bewertung insbesondere auf die situative Verbesserung des Hörens geachtet, sowie den Tragekomfort und eine einfache Handhabung – zusammen 65 % der Gesamtnote. Gerade ersterer Punkt ist in der Vergangenheit meist nur unzureichend oder gar nicht erst getestet worden, so ist die Wahl der Schwerpunkte nachvollziehbar und kann Bewertungsmaßstäbe für kommende Tests mit mehr Geräten setzen.

Der Test im Überblick

Der Test hat vorrangig darauf abgezielt, ob sich mit den getesteten Modellen leichte Hörminderungen ausgleichen lassen und ob sie sich auch als reine Kopfhörer eignen. Dabei wurden die Geräte von fünf Probanden, mit einer geringen Schwerhörigkeit, die Anspruch auf ein Hörgerät hätten, getestet. Bedeutet: Die Probanden haben eine Hörminderung von mindestens 25dB und hätten, sofern gesetzlich krankenversichert, einen Anspruch auf die Kostenübernahme von Hörgeräten seitens der Krankenkasse.

In ihrem Fazit kam die Stiftung Warentest zu dem Ergebnis, dass Hearables, bei leichter Hörminderung, insgesamt eine Alternative zu Hörgeräten darstellen können, da sie kostengünstiger als Hörgeräte sind, zudem selbst eingestellt werden können und die leichte Hörminderung ausreichend ausgleichen. Ursprünglich hat der Test auf eine Verbesserung des Hörens insbesondere in lauteren Umgebungen abgezielt, hierbei stechen die beiden Modelle von Alango hervor. Es sind auch ebendiese Modelle, die Gesamtsieger mit der Note 2,4 (GUT) wurden. Die Nuheara IQbuds erzielten mit einer Note von 3,8 ein ausreichendes Gesamtergebnis.

Kritik am Test

Gestört haben wir uns an der Aussage, dass der Preis bei der Wahl zwischen Hörgeräten und Hearables einen Anreiz spielen kann. Genauer hieß es: „Wer Hörgeräte mit Extras wie Bluetooth will, muss häufig deutlich mehr zuzahlen als für Hearables.“ Diese Aussage kann nur bedingt bestätigt werden.

Die Probanden im Test, haben mit ihrer leichten Hörminderung von mindestens mehr als 25dB, den Anspruch auf eine Kostenübernahme bei der Hörgeräteversorgung. Die hier getesteten Hearables hatten einen Preis zwischen ca. 220-400 Euro, mit einer Verordnung durch einen Hörakustiker kann man mit einer Zuzahlung in dieser Höhe Hörgeräte in der Einstiegsklasse erlangen. Dabei können Modelle erworben werden, die einerseits durch einen Hörakustiker professionell und regelmäßig eingestellt werden, sowie über Bluetooth- und Akkutechnologie verfügen und kosmetisch weit ansprechender sind als die von der StiWa getesteten Modelle.

Das Fazit in diesem Test besteht darin, dass Hearables aufgrund des Preises für Menschen mit einer leichten Hörminderung eine ernstzunehmende Alternative darstellen können. Dies kann man so pauschalisiert nicht sagen. Insbesondere wir hier in Deutschland profitieren von einem sehr gut ausgeprägten Netz an Hörakustikfilialen, zudem bezuschusst eine Krankenkasse nach einer ärztlichen Verordnung den Hörgerätekauf. Dennoch können die getesteten Modelle für Menschen, in anderen Ländern mit einer weniger gut ausgeprägten Hörakustik-Infrastruktur, durchaus eine Alternative darstellen.


Zum Weiterlesen:

Stiftung Warentest: Hörgeräte
Hörgerätebatterien im Test
Was taugen Kopfhörer mit Hörverstärkung? (Stiftung Warentest)


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