Eine aktuelle Studie* aus den USA bestätigt einmal mehr: Hörverlust und geringe körperliche Aktivität hängen zusammen. Ab einem Hörverlust von 15 dB bewegten sich die TeilnehmerInnen immer seltener. Das kann verschiedene Ursachen haben, wie die WissenschaftlerInnen herausfanden, viel wichtiger aber: Das Bewusstsein über dieses Problem wird auch unter den Hörgeräteherstellern immer größer. Sie reagieren darauf beispielsweise mit Apps, die die Hörsysteme zu Fitness-Trackern machen.
Studie bestätigt: Schwerhörige bewegen sich weniger
2011 bis 2011 nahmen 2490 Erwachsene mit Schwerhörigkeit im Alter von 30 bis 69 Jahren an der National Health und Nutrition Examination Survey (NHANES) teil. Diese Studie wurde nun erneut ausgewertet und auf den Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und verminderter körperlicher Aktivität untersucht.
Um letztere zu messen, trugen die Teilnehmer 7 Tage lang einen Aktivitätstracker am nicht dominanten Handgelenk. Aus diesen Daten wurde eine Mittelwert für 24 Stunden berechnet, zusammengefasst in MIMS (Independent Movement Summary) -Einheiten. Mehr MIMS-Einheiten bedeuteten, dass sich der Studienteilnehmer mehr bewegte.
Die Ergebnisse: Bis zu einem Hörverlust von 15 dB stiegen die MIMS Einheiten. Ab 15 dB sanken sie jedoch zunehmend – je schwerhöriger desto geringer die körperliche Betätigung.
Soziale Isolation und verminderte Reizwahrnehmung
Wieso steigender Hörverlust eine Verminderung der körperlichen Aktivität zur Folge hat, könnte mehrere Ursachen haben. Eine davon sei laut Studie die soziale Isolation, die mit stärkerem Hörverlust immer weiter voranschreitet. Durch sie wird in der Regel auch die Mobilität im Lebensraum eingeschränkt und mit ihr die Möglichkeit, körperlich aktiv zu sein. Da dies aber hauptsächlich Menschen mit einem sehr ausgeprägten Hörverlusts beträfe, deren soziales Leben stark beeinträchtigt ist, muss es weitere Mechanismen geben.
Einer davon könnte die reduzierte Wahrnehmung von Umgebungshinweise sein, genauer: das Nicht-Reagieren auf sie. Menschen mit gesundem Gehör reagieren im Alltag ständig auf Umgebungsreize, meistens mit Bewegungen. Werden diese Reize nicht wahrgenommen, reduzieren sich auch die Bewegungen. Der Zusammenhang zwischen der durch Schwerhörigkeit verminderten Wahrnehmung von Umgebungsreizen und bestimmten Folgeerkrankungen wurde übrigens auch bei der Demenz festgestellt.
Hörgerätehersteller kombinieren Hörgerät mit Fitnesstracker
Dass durch Schwerhörigkeit die körperliche und auch geistige Fitness abnimmt, ist hinlänglich bekannt. Dieses Risiko kann mit Hörgeräten bedeutend minimiert werden. Einige Hersteller gehen aber noch einen Schritt weiter:
Starkey bietet zusammen mit seinen Hörgeräten schon seit einigen Jahren eine App an, über die die geistige und körperliche Fitness überwacht und trainiert werden kann. Die Thrive App nutzt dafür einen sogenannten Activity Score. Er ergibt sich aus mentalen Tätigkeiten – beispielsweise wie oft Konversation geführt wird – und körperlichen Tätigkeiten – beispielsweise wie viele Schritte man gegangen ist.
Eine ähnliche App präsentierte auch Phonak mit seinen neusten Hörsystemen. Dass die körperliche Gesundheit im Alter zukünftig auch bei Hörgeräteherstellern eine zunehmend größere Rolle spielen wird, zeigte hier ebenso die Integration eines Herzfrequenzmessers im Phonak Fit Hörgerät.
Studien wie diese bringen zwar keine grundlegend neuen Erkenntnisse auf den Stand, rufen aber jedes Mal in Erinnerung, wie wichtig eine gesunde Lebensweise ist – und auch, dass ein Hörsystem nicht nur die Schwerhörigkeit selbst ausgleichen kann, sondern auch präventiv gegen viele weitere negative Folgen eines Hörverlusts wirkt. Zögern Sie also nicht, einen Hörakustiker in Ihrer Nähe aufzusuchen, wenn Sie oder Ihr Umfeld merken, dass Ihr Gehör nachlässt. Es ist nie zu spät, etwas dagegen zu tun.
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