Die Umweltbilanz von Li-Ionen Akkus in Hörsystemen
Kaum eine Technologie hat in der Hörakustik so selbstverständlich seinen Weg gefunden wie die Lithium-Ionen-Akkus. Das Stigma, dass bei Hörsystemen ständig teure Batterien gekauft werden müssen, hielt sich über Jahrzehnte hartnäckig. Eines der wesentlichen Vorbehalte ist damit passé. Zudem: Batterien sind bekannlich Sondermüll. Beim Kauf von Akku-Hörsystemen tut man also gleich etwas Gutes für die Umwelt. Doch ist das wirklich so?
Nicht nur die Automobilindustrie kennt die Frage nach der wirklichen Entlastung der Umwelt durch vermeintlich umweltfreundliche Stromer oder Hybrider. Schnell fällt der Begriff Umweltbilanz, CO2 Bilanz oder gar „CO2-Rucksack“. Hier wird also nicht nur die Nutzung sprich die gefahrenen Kilometer betrachtet, sondern auch der Abbau, die Produktion bis hin zur Entsorgung. Kurz gesagt: Der gesamte Lebenszyklus.
Der Vergleich: Hörgeräte mit Akkus sparen Batterien
Auch hier gibt es viele Berechnungen, die seit den ersten leistungsfähigen Akku-Systemen für Verkaufsgespräche und Werbemaßnahmen berechnet wurden. Aussagen wie „Sparen Sie bis zu 250 Batterien“ überzeugten die ersten Kunden. Manch einer hat den Wert noch dazugeschrieben. Solche Angaben betrachteten allerdings nur die oben erwähnten „gefahrenen Kilometer“.
Aber wie gesagt: In Zeiten von Corporate Responsibility schaut man ganzheitlicher auf die tatsächliche Umweltbilanz von Produkten. Dieser Frage ging das renommierte Ramboll Management Consulting nach. Im Auftrag von Signia führten die Experten eine Bewertung von AX Systemen mit und ohne Akku durch. Die Ergebnisse wurden durch die Experten rund um den Umweltweltgutachter Dr. Hirtz vom TÜV Nord überprüft.
65% geringere Umweltbelastung durch Akkus
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass wiederaufladbare Hörgeräte von Signia im Vergleich zu batteriebetriebenen Hörgeräten die Umwelt um 65 % weniger belasten – von der Produktion, über den Vertrieb, die Nutzung und schließlich die Entsorgung.
Schaut man ins Detail so geben die Zahlen weitere spannende Einblicke. Zum Beispiel entfallen bei Batterie-Hörsystemen allein 80 % der Ökobilanz auf die Batterien an sich. Akkus hingegen machen hier nur 5 % aus. Weitere 9 % kommen durch das Aufladen hinzu.
In dieser branchenweit ersten Ökobilanz wurden zum Vergleich eines wiederaufladbaren und eines Batterie-Gerätes der aktuellen Signia Augmented Xperience-Plattform einige Grundannahmen getroffen. So wurde beispielsweise jeweils eine binaurale Versorgung für 12 Stunden pro Tag über ein Jahr hinweg genutzt. Die Zink-Luft-Batterien versorgen ein Hörgerät für 6 Tage mit Energie. 1,03 Wh Energie sind nötig, um zwei Lithium-Ionen-Akkus jede Nacht vollständig aufzuladen.
Steigender Marktanteil von Li-Ionen-Hörgeräten
Bereits Ende 2020 machten Hörsysteme mit Lithium-Ionen-Akkus einen Marktanteil von 50% aus* - ein Trend, der sich 2021 weiter fortgesetzt haben dürfte.
Bereits hier entschieden sich zwei Drittel der Kunden für die die Li-Ionen-Lösung, wenn das gleiche Modell als batterie-oder akkubetriebene Variante verfügbar war.
Und auch im wieder erstarkten IdO-Segment spielen Akkus mittlerweile eine wesentliche Rolle: Neben dem Modell Livio Edge AI von Starkey, das galvanisch geladen wird, stellte der Akku-Vorreiter Signia auf dem EUHA 2021 und der folgenden Roadshow das erste induktiv ladbare Im-Ohr-Hörsystem Insio Charge&Go AX vor.
Hinzu kommt, dass Akku-Lösungen nun auch vermehrt schon in den Einstiegspreisklassen vorhanden sind. An unserer Prognose für 2025 können wir also getrost festhalten. Im kommenden MarktCheck werden wir uns dem Thema erneut widmen.
Fazit: Ein breites Li-Ionen Portfolio ist für einen Markterfolg unerlässlich - für Hersteller und Hörakustik-Fachbetriebe gleichermaßen. So einleuchtend und klar einem die positive Öko-Bilanz von Hörsystemen auch sein mag, trat Signia nun den endgültigen Beweis an.
Zum Weiterlesen:
EUHA Trend 2021: Akkus in Hörgeräten
*Marktcheck: Lithium-Ionen-Akku-Technologie immer gefragter
Trend: 90% Hörgeräte mit Li-Ionen-Akkus bis 2025