Das komplette Interview mit TV-Moderatorin Tanja Bülter
Tanja Bülter spricht im Interview über ihre persönlichen Erfahrungen mit ihrem Hörgerät.
Frau Bülter, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Sie gehen ja sehr offen mit Ihrer Schwerhörigkeit und Ihrer Hörlösung um – warum ist das so?
Viele Menschen haben mich „komisch“ angeschaut, wenn ich nichts verstanden habe. Aber aus der Hörlösung habe ich nie ein Geheimnis gemacht. Jeder in meinem Umfeld bringt mir absolutes Verständnis entgegen. Es möchte auch beinahe jeder das Gerät einmal sehen. Auch so entstehen interessante Gespräche. Oft kommen dann Fragen wie „Wie funktioniert das denn?“ „Zeig doch mal mal...das haben wir uns ja ganz anders vorgestellt.“
Woher kam die Motivation, zu einem Hörgeräteakustiker und zu einem HNO-Arzt zu gehen?
Ich hatte im Jahr 2009 ein einschneidendes Erlebnis: Wir haben bei uns zuhause einen großen Platz direkt vor der Haustür. Dort ist auch ein großer Kinderspielplatz, ein Springbrunnen – einfach das blühende Leben. Eines Tages ist mir dann mein Sohn aus den Augen geraten. Er hat nach mir gerufen, ich habe ihn zwar gehört – aber ich konnte ihn einfach nicht orten. Sprich, ich wusste also nicht, von wo das Rufen kam. Da stand fest: Ich muss etwas machen, es geht nicht mehr so weiter. Wichtig war mir eine besonders unauffällige Versorgung, die man nicht sieht.
„Ich kann ohne Gutes Hören meinen Beruf nicht ausüben.“
Was macht denn für Sie eine gute Beratung aus?
Dank ihres Im-Ohr-Hörgeräts kann Tanja Bülter weiter vor der Kamera stehen.
Vertrauen war und ist mir enorm wichtig. Es geht schließlich um den wichtigen Sinn des Hörens. Ohne gut zu verstehen kann ich meinen Beruf nicht ausüben. In der Beratung selbst war es entscheidend herauszufinden, welche Geräusche schwierig sind, sodass ich mich im Alltag auf das Wichtige konzentrieren kann und störende Nebengeräusche ausblendet werden. Ich konnte verschiedene Geräte wochenweise ausprobieren. So bekam ich ein Gefühl für das Hören mit Hörgerät und konnte die Höreindrücke der verschiedenen Modelle besser vergleichen.
Nach der Entscheidung für ein Im-Ohr-Modell war das Fein-Tuning sehr wichtig. Mein Akustiker hat das bei mir so gut hinbekommen. Es hat zwar einige Wochen gedauert, bis ich vollends zufrieden war. Ich hatte zwischenzeitlich immer wieder das Gefühl, dass ich wieder zum Akustiker gehen muss. Was auch normal ist, denn das Leben besteht nunmal aus unterschiedlichen Situationen. Aber: Vorher und Nachher, also ohne und später dann mit Hörgerät – das ist schon eine andere Welt.
Wie war es denn für Sie, sich an das neue Hörgefühl zu gewöhnen?
Der Start war etwas holprig. Es klingt zunächst sehr ungewohnt und blechern. Ich habe es tatsächlich anfangs nicht gerne gehört und empfand es eher als störend. Aber wie erwähnt: Das anschließende Fein-Tuning ist sehr wichtig. An das neue Hörgefühl war es im Ganzen ein langsames herantasten. Beim Fernsehen hat es gleich super geklappt. Im Alltag allerdings gab es dann schon immer wieder mal schwierige Situationen. Ich musste mich erst daran gewöhnen, auch weil ich nur in einem Ohr ein Gerät habe und beide Höreindrücke, also den natürlichen und den mit Hörgerät, zusammenfügen muss. Insgesamt hat der Anpassprozess einige Wochen bei mir gedauert, die aber gut investiert waren.
Was hat sich durch das Hörgerät in welchen Situationen für Sie besonders verbessert?
Gerade bei meiner Arbeit hat sich einiges deutlich verbessert. Besonders in Interviews sprechen Menschen, die sonst nicht vor der Kamera stehen, sehr leise, weil sie schlichtweg nervös sind. Für mich war es dann schwierig alles zu verstehen. Ohne Hörgerät musste ich dann meinen Kopf immer ein wenig nach vorne neigen, um mein Gegenüber besser zu hören. So bin ich dann immer wieder ins Bild gerutscht, was natürlich die Aufnahme störte. Doch das war dann vorbei.
„Da ist das Hörgerät unverzichtbar.“
In welchen Situationen – vielleicht auch aus dem Privaten – sind Sie denn besonders froh und glücklich darüber, dass Sie sich für eine Versorgung entschieden haben?
Im Privaten ist sicherlich das gemeinsame Fernsehen eine Situation zuhause, die jetzt viel besser ist. Vor meiner Versorgung musste der Fernseher sehr laut sein, was natürlich für meine Kinder und meinen Mann nicht sehr schön war. Mit einem Zusatzgerät werden die Klänge vom Fernseher direkt an mein Hörgerät übertragen – wie bei einem kabellosen Kopfhörer.
Ebenfalls verbessert hat sich die Situation bei gemeinsamen Abendessen oder beim Ausgehen mit Freunden und Bekannten. Gerade wenn man in einer größeren Runde zum Beispiel in einem Restaurant sitzt, ist es schwierig, Stimmen, die ja dann aus verschiedenen Richtungen kommen, zu orten und zuzuordnen. Auch Hintergrundgeräusche waren dann noch sehr dominant. Das klappt jetzt mit einem Hörgerät wunderbar. Das Herausfiltern der Hintergrundgeräusche ist allgemein natürlich ein Vorteil.
Auch wenn ich mit meinen Kindern draußen unterwegs bin, so sind jetzt Gespräche und die generelle Wahrnehmung für mich deutlich komfortabler. Draußen ist es ja so, dass man nicht immer alle Geräusche kontrollieren kann. Zuhause kann ich das besser kontrollieren und beispielsweise Musik einfach ausschalten. Das geht mit den Verkehrsgeräuschen und dem Trubel auf der Straße natürlich nicht. Da ist das Hörgerät unverzichtbar.
Tanja Bülter ist überzeugt:
„Gutes Hören bedeutet Lebensqualität!“
Wie haben denn Freunde, Bekannte und Berufskollegen auf Ihr Hörgerät reagiert?
Eigentlich alle relativ positiv – wenn Sie es denn überhaupt bemerkt haben. Viele haben es zunächst gar nicht gesehen, weil es eben so verschwindend klein und unauffällig ist. Es ist ja so, dass man mit der Zeit auch mit dem Gerät „zusammenwächst“ und es einfach zur Normalität wird. Als es dann aber jeder wusste, war vor allem das Interesse an der Technik sehr groß. Viele sind davon auch inspiriert worden und haben es anderen Menschen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis oder in der Familie empfohlen. Ich habe in den Gesprächen oft bemerkt, dass viele noch eine falsche Vorstellung von Hörgeräten haben. Die meisten denken noch an große „Oma-Hörgeräte“ von früher. Dabei hat sich die Technik hier enorm weiterentwickelt.
Das bedeutet, Sie sind jemand, der mit Fug und Recht unterstreichen würde: Gutes Hören ist Lebensqualität?
Vollends! Leider ist es ja noch immer zu einem gewissen Grad ein Tabu-Thema. Aber es ist zu wichtig, um nicht darüber zu sprechen und erst recht, um sich nicht darum zu kümmern. Wenn ich an die vielen Situationen denke, in denen ich früher Probleme hatte, kann ich nur feststellen, wie wichtig hören oder besser gesagt das Verstehen ist.
Sind Sie heute mit Ihrer Versorgung vollkommen zufrieden? Oder gibt es noch Grenzen?
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich sagen: Ein noch natürlicherer Klang. Ansonsten bin ich glücklich mit meinem Hörgerät.