Gut organisiert: Linke und rechte Gehirnhemisphäre übernehmen beim Hören unterschiedliche Aufgaben.
Bei der Erforschung, wie sich das Gehirn mit seinen beiden Gehirnhälften die Arbeit beim Verstehen von Wörtern und Geräuschen teilt, haben Forscher des New York City University (NYU) School of Medicine und des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik neue Einblicke gewonnen. Laut Max-Planck-Institut sind damit schon bald neue Wege zur Diagnose und Behandlung von Hörstörungen möglich.
Dass Hören und Verstehen erst im Kopf erfolgen, haben Sie bestimmt schon irgendwo gelesen oder gehört. Bevor der Ton oder das Wort allerdings die Zentrale des Hörens erreicht, führt die Reise durch das Ohr, passiert den Gehörgang und wird über das Trommelfell ins Mittelohr geschleust. Weiter geht’s ins Innenohr, wo spezialisierte Haarsinneszellen ihren Ton an den Hörnerv zur finalen Entschlüsselung ins Gehirn, dem Ort des Hörens und Verstehens, schicken. Liegt auf diesem Weg oder auch in der Zentrale selbst eine Störung vor, geht dies mit einem sogenannten Hörverlust einher. Man spricht von einer Schwerhörigkeit. So weit hat die Forschung das Geheimnis des Hörens schon entschlüsselt und doch ist sie noch lange nicht am Ende.
In Forschung: Mechanismen der Sprachanalyse
Schon im 19. Jahrhundert wurde der Zusammenhang der Sprachverarbeitung mit einer Störung der linken Gehirnhälfte (lat. Hemisphäre) festgestellt. Und auch, dass Schäden an der rechten Hemisphäre keine Beeinträchtigung des Hörens nach sich ziehen. Bislang umstritten ist allerdings die Tatsache, welche Aufgabenteilung beide Gehirnhälften beim Verstehen, Sprechen und auch bei kognitiven, also unterbewussten, Vorgängen, übernehmen.
Studie bringt neue Erkenntnisse hervor
In einer Studie (Nat Hum Behaviour 2019; online 4. März) untersuchte nun Dr. Adeen Flinker, Assistenzprofessor an der Abteilung für Neurologie der NYU School of Medicine, mit seinem Team daher die unterschiedlichen Aktivitäten der beiden Gehirnhälften. Dabei wurden Sprachaufzeichnungen manipuliert und den Probanden dargeboten. Neben der Reaktionsbeobachtung, zur Erforschung des menschlichen und unterbewussten Verhaltens, zeigten diagnostische bildgebende Verfahren die aktiven Regionen der beiden Hemisphären.
„Beide Hirnhälften übernehmen beim Zuhören gleichzeitig stattfindende, aber unterschiedliche Aufgaben. Während die linke Hemisphäre misst, wie Geräusche sich zeitlich verändern – zum Beispiel beim langsameren oder schnelleren Sprechen –, ist die rechte Seite stärker auf Frequenzänderungen ausgerichtet, die mit Veränderungen in der Tonhöhe zusammenhängen. Unsere Ergebnisse eröffnen ein neues Verständnis der Arbeitsteilung zwischen rechter und linker Hemisphäre“, fasst Dr. Adeen Flinker die Studienerkenntnisse zusammen.
Neue Diagnose- und Behandlungsmethoden
Wie die Studienerkenntnisse in neue Diagnose- und Behandlungsmethoden einfließen werden, ist bis dato noch nicht bekannt. Fakt ist, dass bereits mit aktuellen Diagnose-Methoden eine Hörstörung gezielt ermittelt werden kann. Neben HNO-Ärzten führen auch qualifizierte Hörakustik-Fachgeschäfte eine fundierte Überprüfung des Hörvermögens durch. Diese ist bei Hörakustikern kostenfrei und kann ohne Verpflichtungen einzugehen, in nur wenigen Minuten im Fachgeschäft durchgeführt werden. Jedoch bietet sich eine vorherige Terminvereinbarung an. Apropos...haben Sie schon einen? Hier finden Sie einen Hörakustiker in Ihrer Nähe.
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